Digitales Ehrenamt

Die heutige Zeit ist im Zuge der Digitalisierung geprägt von globalen, sozialen und wirtschaftlichen Umbrüchen. Auch die Zivilgesellschaft erfährt große Veränderungen. Wie genau verändert sich gesellschaftliches Ehrenamt in Deutschland? Welche Vorteile und Herausforderungen bringen die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters im Bereich des ehrenamtlichen Engagements mit sich? Wie kann durch digitales Ehrenamt die Gesellschaft positiv gestaltet werden? Aus Sicht der Hospizbewegung ist zu überlegen, welche Möglichkeiten bestehen, mit digitalem Engagement zum eigenen gemeinnützigen Zweck beizutragen.

Was ist digitales Ehrenamt?

Ein digitales Ehrenamt kann ganz unterschiedlich aussehen, aber neben allen Merkmalen eines Vor-Ort-Engagements, das freiwillig, unentgeltlich, kooperativ und gemeinwohlorientiert ist, zeichnet diese Form des Engagements sich vor allem durch Zeit- und Ortsunabhängigkeit aus. Das kommt vielen Menschen in einer Welt mit hohen Anforderungen an individuelle Flexibilität entgegen. Gleichzeitig sind die Anforderungen, die ein digitales Engagement an die Ehrenamtlichen stellt, oft weniger niederschwellig als sonst. Viele Engagierte sind sowohl vor Ort als auch digital ehrenamtlich tätig.

Die Formen eines digitalen Engagements sind so vielfältig wie die Aufgaben, die in sozialen Organisationen anfallen. Viele dieser Formate wie das Design einer neuen Website, der monatliche Newsletter oder die Pflege der Social-Media-Plattformen sind Fähigkeiten basiert angelegt. Auch ehrenamtliche Beratungsangebote und Fortbildungen finden häufiger digital statt. Digitales Engagement bedeutet, dass Ehrenamtliche vollständig oder teilweise über das Internet aktiv sind und für ihr Engagement digitale Geräte nutzen. Digitale Kompetenzen sind also von beiden Seiten – Freiwilligen wie Ansprechpartner*innen in Organisationen – notwendig.

Die wichtigen Aspekte der Wertschätzung und Anerkennung spielen im digitalen Ehrenamt eine ebenso bedeutende Rolle wie im klassischen Ehrenamt und sind auch genauso zu bedienen: Austausch, Teamgefühl, Identifikation, Augenhöhe, Vielfalt, Verantwortung, Begleitung, Partizipation, Auszeichnungen, Weiterbildung, …

Mit Blick auf junge Menschen und der allgemeinen Gewinnung von Ehrenamtlichen, ist die Digitalisierung, die u.a. mit Zeit- und Ortsabhängigkeit und zielgruppengerechter Kommunikation verbunden ist, relevant.

Chancen für Miteinander im Ehrenamt

3. Engagementbericht - Zukunft Zivilgesellschaft: Junges Engagement im digitalen Zeitalter, 2020

Kernaussagen

  • Bestehende Formen des Ehrenamtes werden durch Formen digitalen Engagements nicht ersetzt, sondern ergänzt.
  • Für historisch gewachsene Engagement-Organisationen bedeutet die Digitalisierung ein Strukturwandel. Aufgrund von fehlenden Ressourcen und Kompetenzen wird die Digitalisierung allerdings für einige Organisationen zur Herausforderung und birgt die Gefahr, diese Potenziale nicht nutzen zu können oder den Anschluss zu verlieren.
  • Digitale Plattformen werden im Engagement-Sektor zunehmend wichtiger. Sie bieten Funktionen an, die besonders Elemente des Ehrenamtes unterstützen, zum Beispiel das Sammeln von Spenden oder der Vermittlung von Ehrenamtlichen.
  • Es zeichnet sich eine Entwicklung in Richtung einer digitalen Zivilgesellschaft ab. Im Kontext der Digitalisierung ist eine zunehmende Vielfalt der Aktivitäten im Ehrenamt sowie eine wachsende Bandbreite im Einsatz digitaler Werkzeuge zu beobachten.

Zentrale Handlungsempfehlungen

  • etablierte und digitale Engagementformen und -kulturen besser verbinden und das Engagement junger Menschen wertschätzen
  • Wirksamkeit von Beteiligungsrechten stärken – flächendeckend gleiche Voraussetzungen und Zugangsmöglichkeiten für das Engagement schaffen
  • neue Bildungsunterschiede vermeiden, bestehende Spaltungen verringern
  • digitale Aspekte in der pädagogischen Arbeit ermöglichen und stärken sowie die Entwicklung neuer Kompetenzen des Lehrpersonals vorantreiben
  • Forschung zu Medienhandeln von Jugendlichen und digitalem Engagement stärken
  • Organisationen, die sich für die Digitalisierung der Zivilgesellschaft als Organisationszweck engagieren, unterstützen
  • Unterstützungsstrukturen schaffen, die Organisationen befähigen, die Digitalisierung für sich zu nutzen
  • Strukturförderung für die Digitalisierung des Engagementsektors einrichten
  • Vielfalt von Plattformmodellen im Engagementsektor fördern
  • Plattformen als kollektive Akteure mit gesellschaftlicher Verantwortung wahrnehmen und ihre Vernetzung unterstützen

Quelle: 3. Engagementbericht - Zukunft Zivilgesellschaft: Junges Engagement im digitalen Zeitalter, 2020

Mitmachen: Engagementstrategie der Bundesregierung

Eine Beteiligungskampagne der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt DSEE: Hier können Vorschläge für die Engagementstrategie der Bundesregierung zu
Themen, die für die Zukunft des Engagements besonders wichtig sind, eingebracht werden. Auch konkrete Ideen, wie Ehrenamtliche, Vereine und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen gefördert werden können, sind gefragt.

www.zukunft-des-engagements.de

 

Übersicht: digitale Engagementplattformen

Hier werden Deutschlands führenden Engagementplattformen in einem kurzen Steckbrief vorgestellt. Dazu gibt der 3. Engagementbericht einen Überblick über die Vor- und Nachteile der vielen Engagementplattformen (5. Kapitel).