Suizidprävention ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Anlässlich des Welttages der Suizidprävention, der jährlich am 10. September begangen wird, fordert der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) erneut eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention, um flächendeckende sowie dauerhaft finanzierte Angebote für Menschen, die sich in suizidalen Krisen befinden, sicherzustellen. Dieses Suizidpräventionsgesetz sollte der Regelung der Suizidbeihilfe vorausgehen.

„Bevor eine gesetzlich geregelte oder gar staatlich geförderte Suizidbeihilfe oder bundesweite Beratungsstellen zur Umsetzung der Suizidbeihilfe in Betracht gezogen werden, muss dringend die Suizidprävention gestärkt werden“, so Professor Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV, mit Blick auf die für den Herbst angekündigte 2. und 3. Lesung im Deutschen Bundestag zu gesetzlichen Regelungen zur Beihilfe zum Suizid.

Bereits im Juni hatte der DHPV gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) ein Gesetz gefordert sowie entsprechende Regelungsvorschläge veröffentlicht, um bundesweit die Grundlagen und Rahmenbedingungen für Angebote der Suizidprävention zu schaffen. „Die Debatte um ein entsprechendes Gesetz muss zeitnah im Bundestag geführt und ein Suizidpräventionsgesetz sollte noch vor einer gesetzlichen Regelung zur Beihilfe zum Suizid verabschiedet werden“, so Benno Bolze, Geschäftsführer des DHPV.

Im Gesetzvorschlag fordern DHPV und DGS, Betroffenen frühzeitig, niederschwellig und multidisziplinär fachliche Aufklärung, Beratung sowie Kriseninterventionen anzubieten. Aufsuchende Angebote sollen älteren und körperlich eingeschränkten Menschen Zugang zu suizidpräventiven Angeboten ermöglichen und Kriseninterventionsdienste zudem flächendeckend und rund um die Uhr für die Betroffenen erreichbar sein. Die verschiedenen Angebote der Suizidprävention müssen ausreichend finanziert sein und zudem altersspezifische Konzepte beinhalten.

Der Hospizarbeit und Palliativversorgung kommt in diesem Zusammenhang die Aufgabe zu, vor allem Menschen mit schweren, lebensverkürzenden Erkrankungen, die sich mit Suizidgedanken tragen, über vorhandene Hilfs- und Entlastungsangebote zu informieren. „Die hospizlich-palliative Praxis zeigt, dass Menschen in der Regel von geäußerten Suizidwünschen Abstand nehmen, wenn sie sich gut begleitet und versorgt wissen und nicht das Gefühl haben müssen, zur Last zu fallen“, so Hardinghaus.

Darüber hinaus muss Suizidprävention als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. „Wir müssen uns dringend mit der zunehmenden Einsamkeit vor allem älterer Menschen auseinandersetzen und hier entsprechende Strategien und Konzepte entwickeln. Es kann uns als Gesellschaft nicht egal sein, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der Menschen, die sich das Leben nehmen, seit Jahren ansteigt“, so Bolze.

Weitere Informationen

Dem Leben wieder eine Chance geben / Forderungen der DGS und des DHPV für eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention / zum Papier

Zahlen

9.206 Menschen starben in Deutschland im Jahr 2020 durch Suizid, das waren über 25 Personen pro Tag. Männer nahmen sich deutlich häufiger das Leben als Frauen, rund 75 % der Selbsttötungen wurden von Männern begangen. Das durchschnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 58,5 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 59,3 Jahre alt. Weit über 100.000 Menschen unternahmen im Jahr 2020 einen Suizidversuch. Etwa 60.000 Menschen verloren im Jahr 2020 einen ihnen nahestehenden Menschen durch Suizid. Nicht selten benötigen auch sie Unterstützung. Nach Angabe der WHO sind von einem Suizid im Durchschnitt mindestens sechs nahestehende Menschen betroffen.

Das bedeutet

- Alle 57 Minuten nimmt sich ein Mensch selbst das Leben.
- Alle 5 Minuten findet ein Suizidversuch statt.
- In den letzten 10 Jahren starben über 97.000 Menschen durch Suizid.
- In den letzten 10 Jahren gab es in Deutschland weit über 1 Million Suizidversuche.
- In den letzten 10 Jahren sind in Deutschland zwischen 500.000 und 1 Million Menschen von dem Suizid eines ihm nahestehenden Menschen betroffen.
- Alle 9 Minuten verliert in Deutschland jemand einen nahestehenden Menschen durch Suizid.

Informationen des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NASPRO)

Zahlen des Statistischen Bundesamtes (2020)

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1.250 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 120.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.

Kontakt

Angela Hörschelmann
Deutscher Hospiz- und PalliativVerband
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Aachener Str. 5
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